Fahrzeugportrait: Zündapp ZD10

Zündapp, ein Name wie Donnerhall. Fällt er, blitzen scharf umrissene Bilder durch den Kopf. Man sieht heulende Rennmaschinen, dumpf pröttelnde Trailmaschinen oder schwere Militärgespanne die sich ihren Weg durch Schlammlöcher bahnen. Was dabei leicht aus dem Blickfeld gerät ist der Umstand, dass Zündapp eines der Unternehmen war, die in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg Deutschland mit einfachen und robusten Gebrauchsfahrzeugen versorgten. Der Niedergang der deutschen Zweiradindustrie in den 1960er Jahren riss dabei auch das Münchner Werk mit sich. So blieb dem Unternehmen mit dem markanten Schwingenemblem nur der Bau von Mopeds und Mofas.

Um eines dieser Fahrzeuge soll es hier jetzt gehen. Um das Mofa der Baureihe 446-211, dem Modell ZD10.

Grundsätzliches zur ZD10:
Die Zündapp ZD10 ist ein typisches, deutsches „Luxusmofa“. Das Fahrzeug kam ab Werk mit einer ordentlichen Ausstattung. Die lange Sitzbank und der Hochlenker erlauben eine komfortable Sitzposition. Unter der seitlich wegklappenden Sitzbank befindet sich ein kleines Werkzeugfach. Der große Tank ist schräg angeordnet und lässt so einen bequemen Durchstieg frei.

Die hochwertig verarbeiteten Fahrzeuge waren zu ihrer Zeit nicht billig und sind es auch heute nicht. Die Verkleidung besteht, anders als bei der Konkurrenz aus Nürnberg oder Kornwestheim, nicht aus Kunststoff, sondern aus Gussmaterial. Gepäckträger, Tankflanken und viele Kleinteile sind hochwertig verchromt, die Schutzbleche bestehen aus Edelstahl. Man kann also nicht unterstellen, das Werk habe gespart.

Motor und Antrieb:
Der Motor der ZD10 ist ein kolbengesteuerter, gebläsegekühlter Zweitaktmotor. Das mischungsgeschmierte Triebwerk der Baureihe 250-16 entwickelt auf dem Papier 1kW bei 3.800upm. Dies war die gesetzlich festgeschriebene Grenze für Mofas. Dass die Motoren in der Praxis oft deutlich nach oben „gestreut“ haben ist ein offenes Geheimnis. In der Praxis erweist sich der Motor als drehfreudig und durchzugsstark. Auch stärkere Steigungen stellen ihn vor keinerlei Probleme. Scharfe Fahrt führt aber zu, für Zündappmofas leider typischem, erhöhten Verbrauch. Vorsichtige Fahrer kommen mit 2l gut 100km weit.


Der Motor ist mit dem Zweiganggetriebe zu einer Einheit verbunden. Der Endantrieb erfolgt, klassentypisch über eine Kette. Diese Kette wird von einem halboffenen Kettenkasten geschützt.

Fahrleistungen und Fahrverhalten:
Natürlich liegt die offizielle Höchstgeschwindigkeit der ZD10 bei 25km/h. Auf dem Tacho stehen aber schnell 40km/h, zieht man die Voreilung des (nicht sonderlich genauen) VDO-Instruments ab, bleiben gut 35 „echte“ übrig. Wer absolut auf der sicheren Seite sein will, muss hier also durch Nachdrosseln für Einhaltung des gesetzlichen Limits sorgen.

Die Bremsen der ZD10 sind für ein Mofa der späten 1970er Jahre exzellent. Was aber nicht heißt, dass man die Bremsleistung eines modernen Fahrzeugs erwarten darf. Die beiden Trommeln sind holzig und schlecht dosierbar. Das Vorderrad neigt zum Überbremsen und schlagartigen Weggehen. Dem gegenüber steht ein enorm steifer Rahmen mit guter Radführung. Die beiden Siebzehnzöller halten die Fuhre stoisch auf Kurs und auch schlechter Untergrund bring kaum Unruhe ins Fahrwerk.


Der Rahmen der ZD-Mofas (und einiger anderer Baumuster) von Zündapp, stellt eine Besonderheit dar. Es handelt sich um einen Compundrahmen von hochinteressanter Konstruktion. Das „Vorderteil“, vom Rahmenkopf bis zum Tretlager bzw. zur Sattelstütze, besteht aus einem gewöhnlichen Rohrrahmen. Das Heckstück mit der Gepäckträgeraufnahme, dem Werkzeugfach und den oberen Federbeinwiderlagern, ist ein Gussteil. Dieses Gussteil wurde um den Rohrrahmen herum gegossen, eine Bauweise auf die Zündapp seinerzeit ein Patent hielt und die ihren Teil zur enorm hohen Festigkeit des Rahmens beiträgt.

die ZD10 im heutigen Gebrauch:
Die Anzahl der erhaltenen Exemplare ist gering, entsprechend wenige ZD10 sind heute noch im alltäglichen Gebrauch. Grundsätzlich wäre dies zwar problemlos möglich, denn die Ersatzteilsituation ist unbedenklich und fast alles ist zu bekommen, doch sehen die meisten Besitzer ihre Fahrzeuge eher als Sammlerstück denn als Gebrauchsgegenstand.

Wie alle Oldtimer in meiner Sammlung bin ich meine ZD10 regelmäßig gefahren. Ziel der Ausfahrten waren in der Regel Oldtimertreffen in der weiteren Umgebung. Strecken von zweihundert Kilometern am Stück sind mit diesem Mofa problemlos zu bewältigen. Der bequeme Sitz und das gute Fahrverhalten lassen den Fahrer entspannt ankommen. Einzig der für ein Mofa relativ hohe Verbrauch trübt etwas die Freude. Dafür glänzt das Fahrzeug mit den klassischen Zündapptugenden: Komfort und Zuverlässigkeit.

Interessant ist, dass es für diese Fahrzeuge ein ungewöhnlich breites Spektrum an Originalzubehör gab. Diese Dinge, Beinbleche, Wetterscheibe, Packtaschen und sogar eine Blinkeranlage, sind heute teils sehr selten und für sich genommen ein interessantes Sammelgebiet.

Fazit:
Für de relativ hohen Preis erhält man mit den ZD-Mofas (insbesondere der ZD10) ein interessantes, grundsätzlich alltagstaugliches Oldtimerkrad. Für jugendliche Oldtimerfreunde oder jung gebliebene Mofaliebhaber ist dieses Fahrzeug ein guter Einstieg in die Oldtimerwelt.
Das ich meine ZD10 verkauft habe war einer der großen Fehler meiner Sammlerkariere, ich hoffe, dass mir irgendwann wieder eine "zuläuft".



Kommentare