Chinakracher: sie kommen immer wieder ...

Das ich kein großer Fan chinesischer Billigstroller bin ist kein Geheimnis. Normalerweise mache ich um diese Dinger einen möglichst weiten Bogen, aber dennoch läuft mir bisweilen so ein Kackfass zu. Diesmal kam es aus dem Carport von Thum in Freiberg gekrochen und verfolgt mich seit der Sachsentour im September. 
Um genau zu sein ist das Fahrzeug ein 2010er Zhejiang Jmstar Shenke GY5F2, hierzulande als Rex RS460 Boston verkauft. Nun sind 7 Jahre für einen Chinaroller ein recht ordentliches Alter, trotzdem ist das optisch wahrhaft nicht schöne Fahrzeug relativ gut erhalten. Der Wiederbelebungsversuch durch Thum und mich im September scheiterte ja daran, dass der Roller masiv Treibstoff verliert. Ursache hierfür ist ein defekter Benzinhahn. Immerhin hat er, wie berichtet, zwei neue Reifenventile und der Motor läuft grundsätzlich.
Leider wurde er am Sonntag zweimal vom Sturmwind umgeworfen, weshalb zu den bereits vorhandenen Schäden an der Verkleidung noch ein Loch im Scheinwerfer und ein zerbrochener Spiegel kommen. Aber was solls, erstmal muss das Ding überhaupt wieder zum Leben erweckt werden. 
Erster Schritt beim Chinakracher ist ja immer das Helmfach auszubauen. Dann ist der Motor sinnvoll zugänglich und man kann die meisten Arbeiten ausführen. Danach habe ich den Scheinwerfer abgeschraubt. Hier führt kein Weg an einem Neuteil vorbei, das Loch in der (ohnehin total verblichenen) Streuscheibe ist nicht nur unzulässig, sondern auch eine Gefahr im Straßenverkehr.
Als nächstes ging es dann aber doch am Motor weiter. Eine gründliche Bestandsaufnahme sowie Ausbau der als defekt bekannten Teile waren notwendig. Angefangen habe ich mit dem Benzinhahn.


Bisher unbekannt war mir der Zustand des Antriebs. Zwar hat der Roller nur knapp über 3000km auf der Uhr, aber das hat bei diesen Dingern bekanntlich nicht viel zu sagen. Vermutlich zum ersten Mal seit der Produktion kam der (total festgeranzte) Variodeckel runter. 
Auch die Antriebsinnereien haben sich beim Ausbau ziemlich gewehrt, aber zum Schluss siegte der deutsche Schlagschrauber über den chinesischen Rost.
Kein Ölaustritt, nur trockener Riemenabrieb. Ein ausgesprochen positives Bild das sich bei Kupplung und Treibriemen fortsetzte. 
Auch Variator und Fliehgewichte sind noch ohne weiteres Benutzbar. Die Laufleistung scheint also zu stimmen. 
Einzig etwas Fett tat sowohl dem Wandler als auch dem Variator sicher gut. Danach kamen die Teile wieder an ihren Platz. 
Bevor der Variodeckel wieder drauf kam, habe ich aber noch dieses nutzlose Stück Elektroschrott rausgerissen.  Chinakracherfans und Leute die mich wirklich kennen wissen was es ist ... ;-)

Als nächsten Schritt habe ich mir die Zündkerze angesehen. Diese ist, wie oft bei diesen Fahrzeugen, schon nach der relativ kurzen Laufzeit total verbraucht. Statt dem chinesischen Billigteil kommt da jetzt eine hochwertige NGK-Kerze rein, dann ist zukünftig auch an dieser Front Ruhe. Ein weiteres Chinakracherproblem sind total morsche Zündkabel, so auch bei diesem Exemplar.
Glücklicherweise sind im Laufe der Zeit ettliche Chinaroller in meiner Werkstatt auf die Schlachtbank gekommen. Von einem hatte ich noch eine Zündspule mit gutem Kabel und intaktem Stecker. 
Mit diesen Teilen wurde das Fahrzeug wieder ein Stückchen besser als zuvor. Als letzte Motorbaustelle habe ich den Ventildeckel abgeschraubt. 
Zwar konnte ich die Ventile mangels Einstellwerten heute noch nicht checken, aber ich wollte doch wissen wie Steuerkette und Nockenwelle aussehen. Positiv ist, dass hier nichts verschlissen oder ausgeschlagen zu sein scheint, außerdem war weder Wasserschleim noch Ölkohle zu sehen. 
Die Einstellwerte habe ich dann zu Hause rausgesucht. Einlass 0,06 und Auslass 0,08 mm falls es jemand wissen will. 
Anschließend gab es noch einen mehr als überfälligen Wechsel der Bremsflüssigkeit. 
Es kommt auf dem Foto nicht so rüber, aber der Inhalt des Ausgleichsbehälters hatte die Farbe von Teer und die Konsistenz von Hafergrütze. Dass das Ding überhaupt noch bremste war eigentlich ein kleines Wunder.
Optisch will ich an dem Roller nicht viel machen, das würde zu weit führen. Aber die zerbrochene Frontmaske ging einfach garnicht. Von der kurzen Fahrt im September wusste ich, dass das Ding während der Fahrt brutal klappert, sowas hasse ich.
Um das Klappern abzustellen und den gebrochenen Plastik zu stabilisieren habe ich einfach ein, ganz bewusst unsymetrisch zurechtgeflextes Stück Alublech über den Riss genietet. 
Der "Kühlergrill" bekam außerdem, damit er schöner raussticht, noch eine grobe Dusche mit oranger Farbe. 
Ein paar Aufkleber, die in der Werkstatt eh rumlagen und ein Werbeschriftzug des Erbauers kamen dann noch dazu. So gefällt mir das Ding langsam. Nach den Feiertagen gibts dann eine brutale und den Fahrzeugwert weit übersteigende Neuteileschlacht. Wäre doch gelacht, wenn man dieses Kackfass nicht wieder auf die Straße zurück zwingen könnte ... 

















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